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Auf der Spur des Fulehung

Der Fulehung ist eine Narrenfigur, die am jährlichen Thuner Volksfest, dem Ausschiesset, in Erscheinung tritt.
Der Legende nach handelte es sich beim Fulehung um den Hofnarren von Karl dem Kühnen, dem Herzog von Burgund und Luxemburg. Im Jahre 1476, in der Schlacht bei Murten, soll es den Thuner Kämpfern gelungen sein den Narren zu fangen. In Thun, so sagt man, trieben sie ihn dann solange durch die Gassen, bis er zusammenbrach. Leider gibt es keine gesicherten Berichte aus dieser Zeit.
Im 18. Jahrhundert tauchte der Narr dann in den Chroniken wieder auf. Er war der Zeiger der Schützengesellschaft und trug bei besonderen Anlässen ein Narrenkostüm. Im Schiessstand sorgte er mit der Pritsche, einem Schlagstock, für Ruhe und Ordnung. Mit Sprüchen und Spässen unterhielt er dann die Gesellschaft am Abend beim Schützenmahl.
1776 wurde der Narr dann abgeschafft und sein Kleid versteigert. Da er auf den Bildern aus dieser Zeit stets nur eine Kappe, nie aber eine Maske trug, weiss man nicht, ob die Maske damals auch dabei war.
1840 findet sich ein weiterer Hinweis; Der «Seckelmeister» liess ein Bajassenkleid reparieren. Am Ausschiesset 1855 war dann der Narr sicher dabei, ausgestattet mit Schellenkappe und Kolben. Er wurde aber nicht Fulehung, sondern «Bajäggel» (Bajass) genannt. Kurz darauf wurde er von den Schulbehörden wiederum abgeschafft und im Jahre 1864 von den Schützen wieder eingeführt - nun mit der Teufelsmaske. Woher diese ursprünglich stammt, ist unbekannt. Die Originalmaske gehört der Kadettenkommission und wird heute im Schloss Thun aufbewahrt.
Um das Jahr 1900 herum erhielt der Narr dann den heutigen Namen «Fulehung». Ursprünglich eine Verspottung (Fauler Hund), wurde der einstige Name «Bajass» im Laufe der Zeit davon verdrängt.
1901 entschied die Kadettenkommission, dass der Fulehung nur noch an den Umzügen erscheinen dürfe und dann wieder verschwinden müsse. Er soll wegen der Verrohung der Jugend einige Jahre nicht mehr aufgetretten sein. Die Tradition setzte sich aber dennoch durch, und seither fehlte der Fulehung an keinem Ausschiesset mehr.
Seit ca. 1960 beschränkt sich sein Wirken in Thun auf die Innenstadt. An den Ausschiesset-Umzügen und beim Gesslerschiessen der Kadetten, übt er seine alte Funktionen als Ordner und Pritschenmeister wieder aus. Daneben jagd er die Menge mit «Söiblattere» und «Schyt» durch die Gassen und verteilt Süssigkeiten an die Kinder.
Sein Name wiederspiegelt dabei sein Tun ganz und gar nicht, denn faul ist der Hung keineswegs; Er absolviert während des Ausschiessets ein immenses Laufpensum und muss sich in den Gassen der Thuner Innenstadt hervorragend auskennen.
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